Farbweg  
 

Farbe ist materiell und immateriell zugleich, sie entzieht sich der genauen Definition, sie ist so wunderbar uneindeutig- sie gehört in die physikalische Welt ohne wirklich materiell zu sein. Wir sind ständig von Farbe umgeben und Farbe hat eine mächtige und direkte Wirkung auf unsere Gefühle und auf unser Befinden. Doch ist der Umgang mit Farben häufig eher dem Zufall überlassen.

Ich plane einen Raum zu gestalten, der aus zwölf gleich großen Leinwänden gebildet wird, die in einem Zwölfeck angeordnet sind. Die Leinwände sind mit einer Landschaft bemalt. Die Bilder werden ein reiches Spektrum an Farben in vielen Nuancierungen enthalten, so, daß jeder auch seine Lieblingsfarbe vorfindet. Der Schwerpunkt liegt allerdings, ähnlich wie in meinen Bildern, auf den warmen Farben. Das Bild ist kreisförmig komponiert, so daß es keinen Anfang und kein Ende gibt. Der Betrachter taucht quasi in das Bild ein und kann die Farben intensiv wahrnehmen. Die "Wände" werden ca. 1,60 hoch sein und nach oben, ähnlich wie ein Beduinenzelt mit einer Stoffdecke abgeschlossen. Wichtig ist, daß die Bilder gut beleuchtet sind. Der Raum wird einen Durchmesser von ca. 4 - 6 Metern haben und transportabel sein, so daß er an verschiedenen Orten aufgebaut werden kann. Die einzelnen Bilder sind ähnlich wie bei einem mittelalterlichen Tryptichon oder Arien einer Oper so komponiert, daß sie auch einzeln für sich stehen oder auch in Gruppen von zwei, drei, vier oder mehr Bildern nebeneinander gehängt werden können. In der Mitte des "Farbraums" befindet sich eine drehbarer Liegesessel auf dem sich der Betrachter befindet. Im Raum ist eine kleine Stereoanlage installiert, auf der der Betrachter "seine" Musik hören kann, für mich wäre das z.B. die CD "Music of Farewell and Goodbye" von Henry Purcell ( 1659 - 1695). Der Raum wird mit ätherischen Ölen der Firma Primavera je nach dem Befinden und Wunsch des Betrachters aromatisiert. Der Raum soll der Meditation und der Entspannung dienen. Der Farbraum kann auch bei der Geburt oder zur Sterbebegleitung eingesetzt werden.

In der Natur, besonders auf Reisen nach Irland, Ecuador, in den Anden, im Urwald und auf den Galápagos-Inseln, in der Wüste Gobi ... finde ich die Themen meiner Bilder. Mein Interesse gilt Landschaften die noch ursprünglich sind. Dort spüre ich, daß die Natur lebt, daß auch ein Stein lebt, ein See lebt, ein Berg lebt.

Ich skizziere Formen und Farben ähnlich wie ein Musiker einige Noten einer Melodie notiert, die er später zu einer Komposition ausarbeitet. In meinen Skizzenbüchern habe ich hunderte dieser Partituren ähnlichen Farbklänge notiert, die ich für dieses Projekt systematisch auswerten werde.

Farben sind Bestandteile des Lichts; ohne Licht existieren keine Farben. Für den Physiologen ist die Farbe eine Sinnesempfindung, die das Gehirn über das Auge erreicht. Farbe setzt sich aus Energieteilchen zusammen. Die Augen sammeln die Informationen dieser Teilchen, leiten sie ans Gehirn weiter, und dort wird die Information schließlich entschlüsselt und als Farbempfindung wahrgenommen.

Um unsere Orientierung zu erleichtern, schwächt unser Gehirn auch die Empfindung der wechselnden Farben bei sich verändernder Lichtreflexion ab, so daß es den Anschein hat, als seien die Farben unveränderlich. Erst erhöhte Konzentration und geduldige Beobachtung unter Verdrängung anderer Sinnes- und Wahrnehmungstätigkeiten können uns wieder die Fülle der Farbnuancen offenbaren. Der Umgang und die Beschäftigung mit Farben erfordert Geduld und Ausdauer. Der Raum soll auch dazu dienen, Farben mit sensiblem Auge wahrzunehmen und im sicheren Bewußtsein ihrer Wirkungen zu benutzen, vielleicht sogar die Welt mehr mit den Augen eines Kindes zu sehen, das noch unvoreingenommen wahrnehmen kann.

 
 
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