Projekte zu Abschied  
 

Die wahren Menschen der Vorzeit kannten nicht die Lust am Geborensein und nicht die Abscheu vor dem Sterben. Ihr Eintritt (in die Welt der Körperlichkeit) war für sie keine Freude, ihr Eingang (ins Jenseits) war ohne Widerstreben. Gelassen gingen sie, gelassen kamen sie. Sie vergaßen nicht ihren Ursprung; sie strebten nicht ihrem Ende zu; sie nahmen ihr Schicksal hin und freuten sich darüber, und (des Todes vergessend) kehrten sie (ins Jenseits) zurück.

aus: Dschuang Dsi (heutige Schreibweise : Zhuang Zi) Der wahre Traum vom südlichen Blütenland, aus dem Chinesischen von Richard Wilhelm

Abschied

Eine Graphikmappe mit 12 Radierungen im Format 38 x30 cm


Zustandsdruck des ersten Blattes , 1999

Sterben und Tod werden heute weitgehend tabuisiert, die meisten Menschen können sich und ihre Angehörigen nicht auf Tod und Sterben vorbereiten. Der Tod findet nur sehr selten in der gewohnten häuslichen und familiären Umgebung statt. Ich will mit meiner Mappe "Abschied" dieses Thema erneut aufgreifen. Die Mappe "Abschied" soll ein weiterer Teil meiner Arbeiten zu diesem Thema sein. Auf meiner Homepage habe ich unter dem Titel Todesanzeigen Vorschläge für moderne Todes- und Traueranzeigen und Grabgestaltung gemacht.

Daoistische – aus der chinesischen Philosophie stammende – Themen wie der Mensch, der sich in der Formation des Todes, des Skeletts und des Totenschädels bereits im Auflösungsprozess befindet und den Übergang in die Urelemente der Natur, in den kosmischen Naturkreislauf vollzieht, fanden seit Ende der 80er Jahre Eingang in meine Bildwelt. (siehe Katalog "Die Leere erreichen Seiten 11, 13, 17, 23, 88 – 91 und 107) und Radierungen aus 1999 bis 2002.

Diese Auflösung des Menschen in der Natur, die er durch den Tod erfährt und die in meinen Bildern als friedlicher, harmonischer Zustand erscheint, mag den westlichen Betrachter vielleicht befremden, ist in der daoistischen Vorstellungswelt Ostasiens jedoch kein schrecklicher Endzustand, sondern lediglich eine Erscheinung des ewigen Naturkreislaufes. Und doch sind diese Bilder Lebensvisionen, die eine zentrale Wirklichkeit von Leben - das Sterben- nicht aussparen. Natur ist ein Prozeß der ständigen Veränderung. Aus Leben wird Tod, und aus Tod wird wieder Leben.

Ergänzt werden die bildlichen Darstellungen durch je eine beiliegende CD mit Musik von Arvo Pärt und Henry Purcell, das Buch "Der Traum vom südlichen Blütenland", von Zuangzi, eine Turmalinscheibe und ätherisches Öl.

Ich will meine Arbeiten ähnlich wie meine Mappe "Zeit für Stille", in irische Landschaften einbetten.

 
 
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